Tiefkühlgerichte: gesund oder ungesund? Plus: 4 Vorurteile zu Tiefkühlkost
Wenn die Zeit mal wieder knapp ist und der Magen knurrt, sind Tiefkühlgerichte aus dem Supermarkt eine praktische Angelegenheit. Allerdings ist der Ruf von Tiefkühlgerichten nicht gerade der beste. Ungesund, fettig, kaum Nährstoffe – so denken viele Menschen über die fertigen Gerichte aus der Tiefkühltruhe.
Doch was ist dran? Eignen sich Tiefkühlgerichte wirklich nicht für eine gesunde, ausgewogene Ernährung? Oder ist der Mythos längst hinfällig? Und wie sieht es mit tiefgefrorenem Obst und Gemüse in Sachen Nährstoffe aus?
In diesem Artikel erfährst du, was dran ist am Mythos der ungesunden Tiefkühlgerichte. Zudem haben wir vier weitere Vorurteile zum Thema Tiefkühlware unter die Lupe genommen – inklusive vieler Tipps und Tricks zur Auswahl und Lagerung von Tiefkühlprodukten.
1. Mythen-Check: Sind Tiefkühlgerichte ungesund?
Tiefkühlgerichte sind extrem praktisch. Sie sind schnell zubereitet und lange haltbar. Doch wer Wert auf eine gesunde Ernährung legt, der sollte von Tiefkühlgerichten lieber die Finger lassen – so die weit verbreitete Meinung. Doch stimmt das wirklich? Oder sind Tiefkühlgerichte gesünder als ihr Ruf?
Nicht alle Tiefkühlgerichte sind ungesund
Der Mythos, dass alle tiefgefrorenen Fertigprodukte ungesund sind, ist falsch. Es gibt große Unterschiede zwischen den Produkten. Viele enthalten tatsächlich viel Fett und reichlich Kohlenhydrate. Ist die Zutatenliste dann noch mit Geschmacks-, Konservierungs- und Aromastoffen gespickt, ist das Fertiggericht alles andere als gesund. Selbst bei tiefgekühltem Obst und Gemüse muss man manchmal genau hinschauen. Fertige Obst- und Gemüsemischungen enthalten teilweise Fett und/oder Zucker.
Das trifft aber längst nicht auf alle Tiefkühlgerichte zu. In den letzten Jahren ist das Angebot an gesunden Tiefkühlgerichten gewachsen.
Gesunde Tiefkühlgerichte: So erkennst du sie
- Achte auf eine kurze Zutatenliste. Eine lange Zutatenliste weist auf viele Zusatzstoffe hin.
- Wähle Tiefkühlgerichte ohne Aroma-, Konservierungs- und Geschmacksstoffe. Auch hinter dem Begriff “Hefeextrakt” verbirgt sich ein Geschmacksverstärker.
- Achte auf gesunde Fette wie Oliven- oder Rapsöl. Ist Palmfett enthalten, lass lieber die Finger vom Fertiggericht.
- In gesunden Tiefkühlgerichten findest du kein extra oder kaum Zucker. Wie viel Zucker im Lebensmittel steckt, erkennst du anhand der Nährwerttabelle. Die Zeile “-davon Zucker” zeigt dir, wie viel Gramm Zucker in 100 Gramm des Lebensmittels ist. Übrigens: Zucker hat viele Namen. Auch bei z. B. Glukosesirup, Gerstenmalzextrakt, Dextrin, Dicksaft und Maltose handelt es sich um Zucker.
- Verzichte auf alles, was paniert ist. Panade saugt Fett wie ein Schwamm auf.
- Bevorzuge vegetarische oder vegane Fertiggerichte. Sie haben in der Regel einen höheren Gemüse-Anteil. Idealerweise sind zudem pflanzliche Eiweißquellen wie Hülsenfrüchte enthalten. Achte jedoch auch bei diesen Produkten auf die Zutatenliste. Einige Hersteller verwenden für den Geschmack eine ganze Menge Zucker, Fett und viele Zusatzstoffe.
Vorurteil 1: Tiefkühlkost enthält kaum Nährstoffe
Das kann man so pauschal nicht sagen. Es gibt Tiefkühlkost, die sehr nährstoffarm ist. Dazu zählen stark verarbeitete Fertigprodukte wie Pizza, Pommes, Kroketten, Lasagne und Co. Ganz anders sieht es jedoch bei Obst und Gemüse aus.
Vom Feld ins Tiefkühlfach
Tiefgefrorenes Obst und Gemüse wird direkt nach der Ernte weiterverarbeitet. Dafür kommt ein spezielles Gefrierverfahren zum Einsatz, das Schockfrosten. Das Obst und Gemüse wird sehr schnell auf circa minus 40 Grad Celsius heruntergekühlt. Das Wasser in den Lebensmitteln dehnt sich aus und gefriert. Dadurch bilden sich in den Zellzwischenräumen Eiskristalle. Diese sind so klein, dass sie die Zellstruktur von Obst und Gemüse nicht zerstören. Gleiches gilt übrigens für Kräuter.
Mehr Vitamine in Tiefkühlgemüse
Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg hat untersucht, wie viele Vitamine und Mineralstoffe tiefgekühltes Obst und Gemüse im Vergleich zu erntefrischer Ware enthalten. Das Ergebnis: Gemüse und Obst, das unmittelbar nach der Ernte eingefroren wird, enthält oft mehr wertvolle Inhaltsstoffe als jenes aus dem Supermarkt oder vom Wochenmarkt. Denn Sauerstoff, Licht und warme Temperaturen setzen vielen Vitaminen zu. Besonders empfindlich ist Vitamin C. Lagerst du frische Erbsen bei Raumtemperatur, sind nach einer Woche nur noch 36 Prozent des ursprünglichen Vitamin-C-Gehalts in den Erbsen enthalten. Sind die Erbsen tiefgekühlt bei minus 18 Grad Celsius, ist der Vitamin-C-Gehalt fast so hoch wie kurz nach der Ernte.
Fazit: In Tiefkühlobst und -gemüse stecken oft mehr Nährstoffe als in frischem Obst und Gemüse. In unserem Podcast haben wir das Thema Tiefkühlgemüse noch näher beleuchtet:
Vorurteil 2: Du kannst Tiefkühlkost nur einmal einfrieren
Ob du Tiefkühlkost nach dem Auftauen noch einmal einfrieren kannst, hängt von dem Lebensmittel ab. Gegarte Speisen kannst du grundsätzlich ein zweites Mal einfrieren. Etwa Bolognese, die du aus gefrorenem und aufgetautem Hackfleisch zubereitet hast. Auch Obst und Gemüse kannst du ein zweites Mal einfrieren. Rohes Fleisch und rohen Fisch solltest du hingegen auf keinen Fall ein zweites Mal einfrieren. Die Gefahr, dass sich während des Auftauens Keime vermehren, ist zu groß.
Fazit:
Rohes Fleisch oder rohen Fisch solltest du nur einmal einfrieren. Gegarte Speisen, Obst und Gemüse kannst du in den meisten Fällen hingegen ein weiteres Mal einfrieren.
Vorurteil 3: Kälte tötet alle Erreger ab
Das stimmt nur bedingt. Es gibt Mikroorganismen, die sensibel auf Kälte reagieren, wie Salmonellen. Sie werden inaktiviert oder sogar abgetötet. Zudem beeinflusst die Zusammensetzung des Lebensmittels, wie wohl sich Mikroorganismen fühlen. Ein niedriger pH-Wert ist nicht so attraktiv für Keime. Je saurer die Lebensmittel sind, desto geringer ist der pH-Wert.
Es gibt aber auch Keime, denen das Tiefgefrieren nichts anhaben kann. Dazu zählen das Bakterium Staphylokokkus, Listerien und Noroviren. Einige Bakterien bilden zudem kälteresistente Sporen, wie Clostridium botulinum. Das Bakterium selbst stirbt zwar bei Hitze von über 100 Grad Celsius. Die Sporen überleben jedoch. Minusgrade versetzen sie in eine Art Winterschlaf. Beim Auftauen können sie wieder aufkeimen.
Fazit:
Nicht alle Erreger sterben bei Minustemperaturen ab. Daher ist es wichtig, dass du, wann immer möglich, Tiefkühlkost auf 80 Grad Celsius, besser 100 Grad Celsius erhitzt.
Vorurteil 4: Es ist egal, wie du Lebensmittel auftaust
Es gibt Tiefkühlprodukte, die du im gefrorenen Zustand verarbeiten kannst. Etwa Gemüse oder Fertiggerichte. Richte dich nach den Angaben auf der Verpackung.
Fleisch, Fisch und selbst zubereitete Speisen taust du am besten im Kühlschrank auf. Das Auftauen dauert zwar länger als bei Zimmertemperatur. Doch da du die Kühlkette nicht unterbrichst, können sich nicht so leicht Keime bilden. Verwende für das Auftauen von Fleisch und Fisch idealerweise eine Dose mit Siebeinsatz. Alternativ geht auch ein Abtropfsieb, das du auf eine Schale legst. Die Flüssigkeit, die beim Auftauen entsteht, tropft so gut ab.
Fazit:
Wenn du Tiefkühlprodukte im Supermarkt kaufst, findest du auf der Verpackung Hinweise, wie du das Lebensmittel am besten auftaust. Fleisch, Fisch und selbst zubereitete Speisen taust du schonend im Kühlschrank auf.
Fazit
Tiefkühlgerichte sind super praktisch in der Lagerung und Zubereitung. Zudem haben sie eine gute Haltbarkeit. Doch vor allem tiefgefrorene Fertigprodukte haben nicht gerade den besten Ruf. Viele denken dabei als Erstes an Pizza, Pommes, Schnitzel und Co. Dass diese nicht gerade zu den gesündesten Lebensmitteln zählen, ist kein Geheimnis. Und auch in fertiger Lasagne, Nudel- oder Reisgerichten können viel Zucker, Fett und eine Reihe an Zusatzstoffen stecken.
Doch Tiefkühlkost per se als ungesund zu betiteln, ist nicht richtig. Zum einen gibt es auch Fertiggerichte, die hochwertige Lebensmittel und nur wenig Fett, Zucker und Zusatzstoffe enthalten. Wir haben dir in diesem Artikel gezeigt, worauf du bei der Auswahl im Supermarkt achten kannst.
Zum anderen findest du in den Tiefkühltruhen der Supermärkte viele naturbelassene Produkte wie Obst und Gemüse. Wusstest du, dass Tiefkühlgemüse und -obst oft sogar mehr Vitamine enthält als frische Ware? Sie können zu einer gesunden Ernährung beitragen. Rund um das Thema Tiefkühlkost ranken sich aber noch weitere Vorurteile. Wir haben in diesem Artikel vier weitere große Vorurteile unter die Lupe genommen – inklusive vieler praktischer Handlungsempfehlungen für dich.
Unser Fazit: Tiefkühlkost ist praktisch und kann zu einer gesunden Ernährung beitragen. Und zwar dann, wenn du zu möglichst naturbelassenen und wenig verarbeiteten Lebensmitteln greifst.